Eine rundum gelungene Aufführung: Das Nachhaltigkeitsoratorium „Eine Welt“ von Thomas Gabriel in der Pfarrkirche St. Wendlinus Hainstadt sprach den Zuhörern aus dem Herzen und wurde mit stürmischem Applaus honoriert.
Aufwachen. Nachdenken. Umdenken. Gewohnheiten überdenken. Die Konsequenzen überdenken. Demut zeigen. Und mehr Nächstenliebe. Geld nicht als Maßstab nehmen. Nahrung und Nahrungsbeschaffung ändern. Nicht mehr nur das Ego füttern. Weniger reisen. Anders reisen. Umweltschädliches vermeiden. Der Dekadenz ein Ende bereiten.
Die Worte sind deutlich, die Thomas Gabriel für sein Nachhaltigkeitsoratorium „Eine Welt“ gefunden hat. Dieses Stück, welches im November 2021 in der Dreifaltigkeitskirche in Heidenheim uraufgeführt wurde und nun von den Chören der Germania erstmals in Hainstadt präsentiert wurde.
Die Germania ging neue Wege mit diesem Konzert: Großartig in jeder Beziehung!
Das ging schon mit der Besetzung los: Neben dem gemischten Chor sangen der Kinder- und Jugendchor gemeinsam mit dem Kinderchor aus Zellhausen, sowie die Solisten Monika Kling und Christopher Graulich. Das Oratorium ist als Anklage der Jugend aufgebaut, die die Missstände unter dem Überbegriff der Todsünden in aller Deutlichkeit auf den Punkt bringen, in sehr deutlicher und moderner Sprache. Die Erwachsenen suchen in ihren Passagen nach Reflexion und Rechtfertigung, ebenfalls sehr modern formuliert und unmissverständlich. Es ist die Jungend, die den Erwachsenen hier die Hand reicht, um gemeinsam eine Veränderung zu schaffen. Verdeutlicht wird das Ganze durch jeweils eine Zeile aus dem Vater unser, die zuerst von den Erwachsenen erwidert und dann gemeinsam mit dem Publikum wiederholt wird.
Musikalisch wurden die Chöre durch ein Orchester mit Musikern der Main Philharmonie unter der Führung von Cornelia Scholz begleitet. Die Musiker zeigten viel Gefühl und Können und setzten den musikalischen Teil perfekt um.
Untermauert wurde die Wirkung des Oratoriums durch aussagekräftige Bilder und mitlaufenden Liedtexten, die von Thomas Sinnß zusammengestellt und von Amin Kettani präsentiert wurden. Deutliche und gleichzeitig verbindende Worte fanden Jasmin Kettani
und Sven Rachor zur Einleitung der einzelnen Todsünden.
Der Titel „Eine Welt“ war damit bei dieser Aufführung bereits verwirklicht: Mitwirkende und Zuhörer saßen buchstäblich im gleichen Boot, vereint nicht nur im „Vater unser“, sondern im gemeinsamen Anliegen.
Am Sonntag jedenfalls gab es pure Begeisterung dafür. Die Zuhörer, die in der Kirche allesamt langanhaltend im Stehen Applaus gaben, werden sich nun allesamt ein wenig Gedanken über unser Leben und Verhalten machen.
Zum Schluss gelangt man zum Fazit, dass Thomas Gabriel mit diesem Werk den sprichwörtlichen Nagel auf den Kopf getroffen hat. In einer Zeit von Hunger, Krieg, Unterdrückung und Klimawandel traf das Oratorium das Herz der Besucher.
Text: Sven Rachor
Foto: Erhard Bonifer